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Cola und Kugeln

„Trink Coca Cola!“ Vor allem im Rahmen der Fussball-WM prasselt es auf mich ein. Egal ob beim Einkaufen, im Kino, im Radio – Coke ist Freiheit und gute Laune, Coke ist Spaß, Coke ist Jugend, Coke ist... Mord?

Die 1892 gegründete Coca Cola Company hatte letztes Jahr einen Umsatz von 23,1 Milliarden Dollar und einen Reingewinn von 4,87 Milliarden. Diesen Gewinn haben circa 55.000 MitarbeiterInnen durch ihre täglichen Opfer erarbeitet.

Unter den Coke-MitarbeiterInnen geht es niemandem wirklich gut, aber die in Kolumbien müssen besonders leiden: sieben GewerkschafterInnen bei Coke wurden dort ermodet. Die GewerkschafterInnen und deren Familien müssen Einschüchterungen, Verfolgungen und Entführungen ertragen, die von paramilitärischen Truppen im Auftrag von Coke durchgeführt werden.

Morde in Kolumbien?

Seit Mitte der achtziger Jahre ist die Coca Cola Company dabei, die Beschäftigungsform in ihrer kolumbianischen Niederlassung „Panamco“ drastisch umzustrukturieren. Wurde früher noch ein gewöhnlicher Arbeitsvertrag direkt mit den ArbeiterInnen ausgehandelt, so benutzt Coke nun vermehrt Zeitverträge und Subunternehmen. Dies ist für die Firma eine gute Möglichkeit, Kosten zu sparen und dadurch den Profit, der bei „Panamco“ in etwa eine halbe Milliarde US-Dollar beträgt, weiter zu steigern.

Den einzigen Widerstand gegen den Abbau der Rechte der ArbeiterInnen boten die Gewerkschaften. Besonders die Lebensmittelgewerkschaft SINALTRAINAL kämpfte für die Belegschaft. Deshalb begann Coke im Jahre 1986 den offenen Krieg gegen die Gewerkschaften. Es gab massive Repression, vor allem (aber nicht nur) gegen gewerkschaftlich organisierte ArbeiterInnen.

Einer der am besten dokumentierten Fälle ist der Mord am Gewerkschafter Isidro Gil am 5. Dezember 1996. Hintergrund der Ermordung war die Verhandlung über einen neuen Tarifvertrag in der Abfüllanlage von Carepa, der spätestens am 5. Dezember ausgehandelt werden musste.

Coke entledigte sich dieses Problems, indem sie Isidro Gil von Paramilitärs mittels eines Kopfschusses an der Toreinfahrt der Anlage hinrichten ließen. Die Firma bestreitet natürlich jegliche Verbindungen zum Vorfall. Doch wie Untersuchungen der Gewerkschaft SINALTRAINAL zeigen, war Firmenleiter Mario Mosquera mindestens ein Mitwisser der Aktion. Er soll 1996 auf einer Feier stark alkoholisiert verkündet haben, dass er sich durch paramilitärische Truppen der Gewerkschaft entledigen wolle.

Wir wissen es alle: Kinder und Besoffene sagen die Wahrheit!

Nachdem Gil ausgeschaltet war, zwangen die Mörder die gesamte Belegschaft dazu, sich am Nachmittag zu versammeln und unverzüglich aus der Gewerkschaft auszutreten.

Seit 1997 bewegen die Paramilitärs sich regelmäßig frei auf dem Betriebsgelände der Abfüllanlage Carepa. Als eine Folge der faktischen Auflösung der Gewerkschaft wurden die Löhne der MitarbeiterInnen auf zwei Drittel des gesetzlichen Mindestlohnes gedrückt, der Kündigungsschutz aufgehoben und die Krankenversicherung abgeschafft.

Damit hatte die Coca Cola Company auch die nächsten Milliardengewinne gesichert. Die Firma wird vermutlich nie zugeben Kontakt zu Paramilitärs gehabt zu haben, doch das kolumbianische Magazin „Cambio“, hat zumindest Beweise dafür, dass seit dem 15. August 1998 regelmäßig Treffen zwischen einer Kommission von Panamco und den sogenannten „Paras“ gegeben hat.

Entlassungen in Deutschland?

Deutschland gehört zwar nicht zu den Ländern, in denen paramilitärische Gruppen für die Konzerne agieren, doch auch hier hat die Coca Cola Company Mittel und Wege gefunden, die Löhne zu drücken und ihren Profit zu maximieren. So plant die Firma, laut Informationen des ZDF, fast 3.000 Arbeitsplätze, also ein Drittel der gesamten Belegschaft bei den deutschen Abfüllbetrieben, abzubauen.

Die Produktion in Köln, Karlsruhe und Osnabrück soll sogar bis zum Ende dieses Jahres stillgelegt werden. Solche Entlassungswellen gibt es natürlich in fast allen Konzernen, weil die Profite durch eine Verschärfung der Ausbeutung gesteigert werden sollen.

In Deutschland beschränkt man sich auf mediale Hetzkampagnen und Absenkungstarifverträge, um die Löhne zu senken; in ärmeren Ländern kann man GewerkschafterInnen offen schikanieren oder sogar ermorden.

Das Ziel kapitalistischer Wirtschaft ist aber überall auf der Welt gleich: die Maximierung der Profite. Die herrschende Klasse muss weltweit gegen die Rechte der ArbeiterInnen vorgehen, um im globalen Konkurrenzkampf nicht zerrieben zu werden. Konzentration und Zentralisierung des Kapitals gehören zu den Grundeigenschaften des kapitalistischen Systems.

Die Fälle bei Coke sind nur ein winziger Teil dessen, was kapitalistische Großunternehmen weltweit ungestraft an Verbrechen begehen.

Wenn man Coke boykottiert, zeigt man Solidarität mit den Opfern des Konzerns. Deshalb haben StudentInnen an mehr als 20 Universitäten in USA und UK bewirkt, dass Coke auf dem Unigelände nicht mehr verkauft wird.

Wenn man das Trinken von Coke vermeidet, wird der Kapitalismus nicht verschwinden. Aber man ersetzt das offizielle Motto „Coke adds life“ mit der Wahrheit: „Coke is death!“

//von Sceles aus Wolfsburg //REVOLUTION Nr. 18

www.kolumbienkampagne.dewww.killercoke.org

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