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Was ist eigentlich die...

Arbeiterklasse?

Manche denken, ArbeiterInnen wären nur Leute, die schwitzend mit einem Hammer arbeiten oder an einer Maschine stehen. Andere glauben, es gäbe gar keine Arbeiterklasse mehr. Wieder andere meinen, da fast alle irgendwie arbeiten, gehörten auch fast alle Menschen zur Arbeiterklasse ...

Wenn wir in der Arbeiterklasse jene soziale Kraft sehen, die in der Lage ist, den Kapitalismus zu stürzen, dann müssen wir natürlich auch wissen, was die Arbeiterklasse überhaupt ist.

Teilung der Gesellschaft

Der Kapitalismus basiert auf der Teilung der Gesellschaft in Klassen. Die Hauptklassen sind einerseits die Bourgeoisie (Kapitalisten), welche die Produktionsmittel (Maschinen, Fabriken, Banken, Rohstoffe) besitzt und die herrschende Klasse ist; andererseits das Proletariat (Arbeiterklasse). Der Arbeiter besitzt keine Produktionsmittel (PM) – er besitzt nur seine Arbeitskraft. Er muss sie dem Kapitalisten verkaufen, während der Kapitalist ihm den Arbeitsplatz, Werkzeuge, Materialien usw. zur Verfügung stellt. „Arbeitgeber“ ist also in Wahrheit der Arbeiter, „Arbeitnehmer“ ist der Kapitalist.

Der Lohn eines Arbeiters entspricht aber nicht seinem ganzen Arbeitsertrag. Der Lohn bemisst sich daran, was der einzelne Arbeiter zu seinem Lebenserhalt (Essen, Kleidung, Wohnung etc.) bzw. zur Reproduktion der Gesamtklasse (Kindererziehung, Bildung usw.) braucht.

Das, was der Arbeiter mehr erzeugt, als er selbst verbraucht bzw. als Lohn erhält, heißt Mehrwert; aus ihm – und nur aus ihm – zieht der Kapitalist seinen Profit.

Der Lohnarbeiter im Kapitalismus ist doppelt frei: einmal frei von Produktionsmittel, zum anderen frei im rechtlichen Sinne. Im Unterschied zu den Sklaven der Antike oder den Leibeigenen des Mittelalters gehört er dem Kapitalisten nicht und ist auch nicht formal rechtlich gezwungen zu arbeiten. Freilich ist er aufgrund seiner materiellen Lage gezwungen zu arbeiten, weil er ja im Unterschied zum Kapitalisten niemand anders ausbeuten, d.h. von dessen Arbeit leben kann. Warum? Weil er die dafür notwendigen Produktionsmittel nicht besitzt. Er ist nur (oder vor allem) von seinem eigenen Lohn (bzw. Gehalt) abhängig.

Der Bauer im Feudalismus arbeitete nur familiär gebunden, bewirtschaftete sein Feld allein mit Frau und Kind. Der Arbeiter im Kapitalismus jedoch arbeitet vor allem im Kollektiv, mit vielen KollegInnen in einem Betrieb. Der einzelne Arbeiter hat ständig Kontakt mit anderen Arbeitern, die sein Schicksal teilen. Die Herausbildung eines kollektiven Bewusstseins ist für den Arbeiter deshalb einfacher als für den Bauern.

Im Kapitalismus gibt es neben Arbeitern und Kapitalisten, noch „Zwischenklassen“, z.B. das Kleinbürgertum (Kleinproduzenten, Bauernschaft etc.), die jedoch historisch tendenziell aussterben, d.h. ins Proletariat „abstürzen“.

Revolutionäres Subjekt

Warum setzen wir im politischen Kampf gerade auf die Arbeiterklasse? Die Arbeiterklasse ist nicht nur die größte Klasse (in allen Industrieländern und global gesehen), sie ist auch am engsten mit der modernen, wissenschaftlich-technischen Produktion verbunden. Sie verfügt über kein Privateigentum an PM und ist somit auch nicht an die damit verknüpften Interessen gebunden (wie z.B. der Bauer, der sein eigenes Land als Kleineigentümer will).

Doch die Arbeiterklasse ist zunächst nur eine Summe von Millionen einzelner LohnabeiterInnen, eine „Klasse an sich“. Zur „Klasse für sich“, d.h. zu einer Klasse, die für ihre eigenen Interessen und gegen den Kapitalismus kämpft, wird sie erst im Klassenkampf und nicht automatisch.

Im Unterschied zum Sklaven, dessen gesamte Arbeitsleistung dem Sklavenhalter gehörte, oder dem Leibeigenen, der z.B. drei Tage pro Woche bei „seinem“ Adligen arbeiten musste, ist im Kapitalismus die Ausbeutung nicht so offensichtlich. Dem Lohn selbst sieht man nämlich nicht an, ob er dem Wert der gesamten Arbeitsleistung entspricht. Die in der Lohnform „verschleierte“ Ausbeutung und die daraus abgeleiteten Strukturen und „Sachzwänge“ des Kapitalismus verstehen sich nicht einfach „von selbst“.

Erst der Marxismus hat eine wissenschaftliche Analyse dieser Verhältnisse gegeben. Wenn sich die Arbeiterklasse also selbst befreien und den Kapitalismus stürzen will, braucht sie bzw. wenigstens ihre Vorhut, ihre Führung dazu eine Einsicht in die Verhältnisse und in die Mittel und Wege ihrer Überwindung. Dieses „Klassenbewußtsein“ muss von außen in die Klasse getragen, durch eine revolutionär-marxistische Organisation. Die Arbeiterklasse in ihrer Gesamtheit gelangt aus sich heraus nur zu reformistisch-gewerkschaftlichem Bewusstsein, das ihrem unmittelbaren Interesse zur Verbesserung ihrer Lage als Lohnarbeiter entspringt, jedoch nicht das Lohnarbeitssystem als solches ablehnt.

Ein Streik von ArbeiterInnen ist wegen ihrer zentralen Stellung im Produktions- und Profiterzeugungssystem bedeutend und versetzt dem Kapitalismus einen viel größeren Schlag, als wenn Bauern oder StudentInnen protestieren würden.

Gibt es sie noch?

Vielfach wird behauptet, dass es keine Arbeiterklasse mehr geben würde. Begründet wird dies mit dem Eintritt in die Dienstleistungsgesellschaft bzw. ins Informationszeitalter. Doch auch im Dienstleistungssektor oder im IT-Bereich arbeiten zum größten Teil Lohnabhängige. So gehören nicht nur „Hand“- sondern auch „KopfarbeiterInnen“ zur Arbeiterklasse. Aber nicht alle, die keine PM besitzen und lohnabhängig sind, gehören zur Arbeiterklasse, denn das allein würde im Prinzip auch für Manager, den Bundeskanzler oder Polizisten zutreffen.

Doch all diese Funktionen – wie auch Abteilungsleiter, Meister, Lehrer usw. – sind Teil des Repressions- und Herrschaftsapparates zur Aufrechterhaltung des Kapitalismus, zur Beherrschung und Kontrolle der Arbeiterklasse. Sie zählen deshalb zum größten Teil zu den Mittelschichten, z.T. (Spitzenmanager) sogar selbst zur Bourgeoisie.

Wenn die Arbeiterklasse auf eine sozialistische Gesellschaft zustrebt, dann weil sie nur im Sozialismus ihre eigene Unterdrückung aufheben kann. Um sich jedoch selbst zu befreien, muss sie die gesamte Gesellschaft befreien. Die Geschichte zeigt, dass kein Klassensystem ewig dauert. Im Kommunismus, den wir anstreben, gibt es dann weder Lohnarbeit noch Privateigentum noch Klassen.

//von Peter aus Bernau //REVOLUTION Nr. 14

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