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Ist München „bunt“?
Wir wollen es rot!

Flugblatt zum Naziaufmarsch am 13. November in München

Heute, am 13. November, wollen einmal wieder alte und neue Nazis demonstrieren. Ein breites Bündnis Münchner BürgerInnen und Jugendlicher aus dem alternativen, autonomen oder antifaschistischen Spektrum versucht, dies zu verhindern.

Was wollen die Nazis?

Die Gruppe „Freien Nationalisten München“ ruft zu einem „Heldengedenken“ auf. Vordergründig geht es den mit der faschistischen Partei NPD in Kontakt stehenden Münchner Kameraden und Kameradinnen darum, symbolisch die sogenannte Ehre der Wehrmachtssoldaten einzufordern und gegen deren nachträgliche „Verleumdung“ vorzugehen. Sie fordern Respekt und Anerkennung für diejenigen, die im Dienste fürs faschistische Deutschland nur ihre Pflicht taten und treu ihrem Vaterland untergeben Befehle befolgten, als sie in den Krieg zogen. Die Nazis verharmlosen die Kriege des faschistischen Deutschlands, wenn sie davon schreiben, dass es um das „Überleben Europas“ gegangen sei. Dieses Überleben bedeutet für Nazis, dass jede sogenannte Rasse „rein“ und abgeschottet von anderen sogenannten Rasse bleibt, ihren eigenen Lebensraum bewahrt, oder im Fall Hitler-Deutschlands eben den eigenen Lebensraum auch ausweitet. Dieser erweiterte Lebensraum stand den Nazis ihrer Ideologie nach als „Herrenrasse“ zu.

Solcher Wahnsinn, der die Helligkeit der Haut, Haar- und Augenfarbe oder sonstige äußere Merkmale bestimmten „Rassen“ zuordnet, ist aus einer emanzipatorischen, d.h. den Menschen als freies und selbstbestimmtes Wesen begreifenden, Perspektive selbstverständlich strikt abzulehnen.

In dem Sinne freuen wir uns, dass in München so viele Menschen gegen diese völkischen Ideologien so wie gegen die Kriegs-Verharmlosung der Nazis auf die Straße gehen, und diesen zeigen wollen, dass sie anderer Meinung sind.

Wir wollen eine Welt, in der die Menschen selbst bestimmen, mit wem sie sich fortpflanzen wollen, wenn überhaupt, und wie sie sich ihr Leben kulturell vorstellen.

Wieso gibt es Nazis denn immer noch?

Was im ersten Moment so wie ewig-gestrige Nazi-Propaganda und längst wissenschaftlich und gesellschaftlich überholte, biologistische Rassenkunde wirkt, ist aber gar nicht so weit weg von dem, was sich der Rest der Gesellschaft so vorstellt. In den letzten Wochen und Monaten geisterten Debatten durch die deutsche und europäische Medienlandschaft, in denen immer wieder gefragt wird, wem es eigentlich zusteht, hier zu leben – und unter welchen Regeln des Zusammenlebens. Selbst einem Bundesbank-Vorstand und SPD-Politiker fällt da auf einmal ein, von genetischen Voraussetzungen für das Verhalten und die Arbeitsmoral bei Gruppen von Menschen zu reden, die er nach deren Pässen oder deren ethnischer Herkunft einteilt. Diese Einteilung nehmen aber auch Paragraphen vor, die den Aufenthaltsstatus und die Erlaubnis, hier oder dort leben zu dürfen oder sogar zu müssen, davon abhängig machen, wer welche Nationalität hat.

Sogenannte „rechtsextreme“ Vorstellungen darüber, wie die Gesellschaft gegliedert und geregelt werden sollte, sind eine Zuspitzung dessen, was gesellschaftlicher Mainstream ist. Menschen werden nach ihrer Nützlichkeit und Produktivität sortiert, und gegeneinander ausgespielt. Die Nazi-Ideologie verschärft die bürgerlichen Vorstellungen bezüglich Rassismus, Militarismus und Arbeitszwang. Anstatt auf kooperatives und gemeinsames Handeln zu setzen, verfolgen die Nazis die irrationale Logik der gegenseitigen Konkurrenz wegen der Knappheit der Rohstoffe, von der immer noch behauptet wird, es gäbe sie und zwinge die „Völker“ gegeneinander in einen Konkurrenzkampf so wie die Arbeitenden in Rivalität um die begehrten Arbeitsplätze stehen. Nazis wehren sich nicht konsequent gegen den Kapitalismus, sondern geben sich mit einfachen Antworten auf verständliche Fragen zufrieden. Diese verständlichen Fragen sind: Wieso werden Kriege geführt? Wieso sinkt „unser“ Wohlstand? usw.

Nazis gegen Krieg?

Die neuen Nazis geben sich Kriegs-gegnerisch, wollen die Bundeswehr nur zur Verteidigung des Vaterlandes eingesetzt wissen, und stellen sich gegen Kriegsinterventionen in Afghanistan und sonstwo im Ausland. Das kann man den Nazis ruhig auch glauben, dass sie das ernst meinen, auch wenn ihnen vielleicht nicht wirklich emotional viel am Tod von afghanischen ZivilistInnen in Kunduz liegen mag. Sie berufen sich dabei zusätzlich – ähnlich wie andere, aus dem gemäßigten „linken“ Spektrum kommende KriegsgegnerInnen – auf das Grundgesetz und das Völkerrecht, und fordern die Einhaltung dieser legalen Gesetzesgrundlagen.

Eine Welt, in der der Lebensstandard in Deutschland auch davon abhängig ist, wo die Menschen in diesem Land die für ihren Wohlstand notwendigen Rohstoffe (Öl, Energie, billige Arbeitskräfte anderswo auf der Welt) herbekommen, scheint den Nazis zu kompliziert.

Eine Gesellschaft ohne Nazis?

Die etablierten Parteien, die in der deutschen bürgerlich-parlamentarischen Demokratie ihren Platz beim Regieren gefunden haben, können keine effektiven Antworten geben. In diesem Sinne ist es absurd, wenn sich die gleichen Parteien und PolitikerInnen, die Abschiebungen und Kriegseinsätze rechtfertigen, nun (auch hier und heute) dafür einsetzen, dass „ihre Stadt“ möglichst „sauber“ vom sogenannten braunen Pack bleiben soll.

Wir von RIO, der Revolutionären Internationalistischen Organisation, wollen eine sozialistische Gesellschaft, die dann konsequent in eine weltweite, klassenlose Organisationsform der Menschheit übergeht. Sozialistisch heißt, dass die Arbeitenden selbst die direkte demokratische Entscheidung über die Produktionsmittel (d.h. Maschinen, Werkzeuge etc.) haben, anstatt ihre Arbeitskraft fremdbestimmt an jemanden (Kapitalist/in) verkaufen zu müssen, der/die sie wiederum ausbeutet (Mehrwert einbehält).

Wir treffen uns in verschiedenen deutschen Städten, so wie in der Schweiz und Tschechien, diskutieren alte und neue Texte, versuchen, den Marxismus anhand der heutigen Begebenheiten weiterzuentwickeln und Möglichkeiten zu finden, wie ein Weg, der über die bestehende Gesellschaftsordnung hinausgeht, aufgezeigt werden kann.

Wenn du Lust hast, nimm doch mit uns Kontakt auf und bring dich in die Diskussion mit ein: muenchen@revolution.de.com!

Homepage mit vielen Texten, auch zum Thema Bildungsprotest, Streiks in Griechenland und Türkei usw: www.revolution.de.com

Unsere Forderungen:

Praktische Selbstorganisierung gegenüber FaschistInnen, statt Illusionen in die repressiven Maßnahmen des bürgerlichen Staates!

Weg mit allen Sondergesetzen gegen Migrantinnen und Migranten!

Gleiche und demokratische Rechte für alle, die hier leben!

Bewegungsfreiheit statt Einwanderungsbeschränkungen!

Weg mit der Agenda 2010 und allen Hartz-Gesetzen!

Sofortiger Austritt aus der NATO und Abzug aller „verbündeten“ Truppen aus der BRD!


//RIO München// 13. November 2010


mehr Infos zu Faschismus und Antifaschismus

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